Der 1983 geborene und in Berlin lebende Autor Roman Ehrlich wird mit dem 15. Robert-Walser-Preis der Stadt Biel und des Kantons Bern ausgezeichnet. Er erhält den Preis für sein Buch «Das kalte Jahr» (Dumont). Der Preis wird alle zwei Jahre an ein deutsch- oder französischsprachiges Erstlingswerk in Prosa verliehen und ist mit CHF 20’000 dotiert. Die Verleihung findet am 18. Oktober 2014 in Biel statt.
Die Jury begründet ihren Entscheid mit der Dichte der sprachlichen Bilder und dem Schwebezustand des Erzählten, welche Roman Ehrlichs Roman «Das kalte Jahr» auszeichnen. «Eine Geschichte, die Sehnsucht in fragilen Bildern umschreibt und präzisiert. Ein junger Mann kehrt in sein vermeintliches Elternhaus zurück, findet jedoch ein unbekanntes Kind vor, das ihm öffnet, den ganzen Roman hindurch ein Rätsel bleibt und dem er sich über das Erzählen historischer Begebenheiten zu nähern versucht. Es gelingt ihm jedoch nur in Ansätzen, denn Kälte greift sich Menschen, Landschaft und Vergangenheit. Über den ganzen Roman hin bleibt eine mögliche Annäherung ein niemals ausgesprochener Wunsch. Alles treibt wie die Gezeiten des Meeres, an dessen Ufer das Geschehen spielt, in das Ungreifbare. Variiert wird eine Stimmung von Angst, Bedrohung und dem Verlieren aller Sicherheiten. Roman Ehrlichs Sprache ist geprägt von grosser Genauigkeit, Bildkraft und einer staunenswerten Geduld, die die Dinge sich entwickeln und im Leeren versickern lässt. Der Roman ist eine Absage an Formeln und Festlegungen und er öffnet einen Raum, in dem vielfältige Deutungen möglich werden.»
Roman Ehrlich (*1983) ist in Neuburg an der Donau aufgewachsen, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und an der Freien Universität Berlin. Er war Stipendiat der Werkstatttage des Wiener Burgtheaters, nominiert für den open mike und Teilnehmer der Autorenwerkstatt Prosa am LCB. Für seinen Roman «Das kalte Jahr» (DuMont 2013) erhielt er bereits den Förderpreis zum Bremer Literaturpreis.
Die Jury des Robert-Walser-Preises 2014 bildeten unter dem Vorsitz von Stefan Humbel (Bern) Monique Schwitter (Hamburg), Brita Steinwendter (Salzburg), François Bon (Paris) und Rolf Hermann (Biel).