1 dunkler grund
grünbeschattet ruht der teich
unter weidenranken
nymphea gleitet durch ihr reich
ihr folgt mein gedanken
ins dämmerlicht des blätterdachs
über wassers kühle
wo sie so behütet scheint
im garten der idylle
unterm glatten wasserspiegel
auf dem nymphea träumt
liegt der dunkle grund verborgen
von herbstes laub gesäumt
aus dem moder suchen blasen
einen weg ans licht
und die rose muss erschauern
wenn der spiegel bricht
2 zarte kraft
winterstarre
kahle zweige
spiegeln sich im eis
wie lange noch
der frost verharret
und das kalte weiss
ungewiss ists
doch im teiche
schläft nymphea nur
sie vertraut
der kraft der sonne
dem rhythmus der natur
drängend hält sich
ihre knospe
im dunklen grund bereit
trifft frühlingslicht
auf eises spiegel
dann kommt ihre zeit
trägt in zarten
blütenfingern
jene lebenskraft
die nach jeder
winterkälte
den weg nach oben schafft
3 neues blühn
sieh das eis, wie schnell es bricht
erst schien es, dass er gar nicht weiche
der kalte hauch über dem teiche
doch nun vertreibt ihn sonnenlicht
ein zarter flaum erst ist das grün
das aus den weidenzweigen spriesst
wenn frühlingsregen sich ergiesst
regt sich im garten neues blühn
nymphea hört in busch und ried
wie vieler vögel frühlingslied
beendet lange winterruh
reckt ihre knospe im bestreben
nach neu erwachtem blühn und leben
des wassers lichtem spiegel zu
Esther Murbach ist in Basel geboren und aufgewachsen. Nach einem Studium der Sprachen, der Geschichte und der Philosophie in Basel und Berlin arbeitete sie unter anderem als Journalistin, Übersetzerin sowie in der Werbebranche und als Arztsekretärin. Seit 2008 ist sie als freie Autorin tätig.